Wir bedanken uns ganz herzlichen bei Rosemarie Schachermayr und Johannes Schödl für die Vertretung Österreichs bei der CACIT VGP in Soponya von 08. bis 10.10.2021 im Rahmen der Weltjagdausstellung.
Frau Rosemarie Schachermayr gratulieren wir zum I/F Preis mit ihrer Dajana vom Erlabach.
Bericht über die CACIT VGP im Rahmen der Weltjagdausstellung in Ungarn von Frau Rosemarie Schachermayr
Im Zuge der Weltjagdausstellung in Ungarn wurde eine CACIT VGP ausgeschrieben. Auch Österreich wurde aufgefordert, zwei Gespanne zu entsenden. Ich freute mich sehr, als ich im Frühjahr die Nachricht erhielt, dass ich mich dieser anspruchsvollen Prüfung stellen darf.
Die Prüfungsordnung habe ich zur Vorbereitung bekommen. Aber jeder weiß, dass eine Prüfungsordnung zwar etwas ist, woran man sich halten kann, aber wie tatsächlich alles abläuft, wusste ich natürlich nicht.
Ich habe lange überlegt, welche meiner Hündinnen ich führen werde. Optimal wäre natürlich „Birke vom Erlabach“ gewesen. Birke ist momentan im 5ten Feld und hat somit auch die nötige Erfahrung und die notwendige Reife für eine solche Prüfung. Ich habe mich dennoch für meine jüngste Hündin, „Dajana vom Erlabach“ entschieden. Sie wurde 2019 gewölft und sollte auch im Herbst die VGP geführt werden.
Der Herbst nahte mit großen Schritten. Vorrangig hatten wir uns erstmal für die Vollgebrauchsprüfung in Österreich vorbereitet. Wir hatten zwei Vollgebrauchsprüfungen gemeldet und konnten beide mit 418 bzw. 420 Punkten im ersten Preis bestehen. Das war zumindest mal ein gutes Zeichen. Wir hatten noch drei Wochen Zeit und nutzten diese auch, um noch ein paar Kleinigkeiten zu perfektionieren.
Das Wochenende rückte näher und ich wurde langsam etwas angespannter. Es wurde mir bewusst, dass ich diesmal eigentlich nicht nur für mich, sondern für Österreich eine Prüfung führen werde. Und plötzlich funktionierten ein paar Dinge etwas schlechter. In Ungarn wird der Gehorsam am Wasser geprüft. D.h. man muss den Hund im Wasser dirigieren können. Dirigieren ist ja kein Problem, aber dass sie voran muss und dann ein paarmal auf Signal links und rechts und dann wieder voran, darin sah meine bereits bejagte Hündin keinen Sinn. Beim Pirschen dachte sie, sie könne gleich beim ersten Mal liegen bleiben und kann mein Nicken, dass sie langsam rankommen kann, ignorieren. Ja lauter so Kleinigkeiten, passierten plötzlich. Aber wer hat das nicht schon einmal erlebt.
Am Montag und Dienstag vor der Prüfung gingen wir noch zu einer Nachsuche nach einer Entenjagd und dann war für den Hund Pause.
Freitagmittag machten wir uns auf den Weg nach Ungarn. Etwa um 14 Uhr kamen wir an. Ziemlich zeitgleich mit dem aus Österreich geladenen Richter, Johannes Schödl, Präsident des Tullner Jagdklubs. Er spricht ungarisch und es war für mich sehr angenehm, einen Ansprechpartner zu haben.
Pünktlich um 14 Uhr eröffneten die Jagdhornbläser die Prüfung. Nach einer festlichen Ansprache wurden die Gespanne aufgerufen um sich die Losnummer zu ertrinken. Ja genau, ertrinken. Man durfte sich eins der extra für die Prüfung angefertigten Schnapsgläser von einem Tablett nehmen und musste es austrinken. Am Boden des jeweiligen Glases stand die Losnummer. Ich habe mir die Los Nr. 1 „ertrunken“.
Nach der Richterbesprechung wurde uns der Ablauf ganz genau erklärt. Nach dem Abendessen ging es dann früh zu Bett.
Pünktlich am Samstag um 8 Uhr startete, feierlich untermauert, der praktische Teil der Prüfung. Jeder Hundeführer erhielt einen Plan welche Stationen er, in welcher Reihenfolge zu absolvieren musste machen hatte. Dajana und ich starteten am Wasser. Hier wurden die Schwimmspur und der Gehorsam gerichtet. An jeder Station hat man sich den Richtern persönlich vorzustellen und das Notenblatt zu übergeben. Wasser 1 war auch die Station, an der LR Johannes Schödl als Leistungsrichter eingeteilt war. Nachdem die Ente eingesetzt war, wurde ich zur Einsatzstelle gerufen. Die Stelle wurde mir gezeigt. Das Wasser war sehr anspruchsvoll und der starke Wind machte es nicht einfach. Ich setzte Dajana an. Sie nahm die Spur sofort an, suchte dann in einen kleinen Kreis nochmal zurück und fädelte wieder auf der Spur ein. Nach einiger Zeit drückte sie die Ente aus dem Schilf ins Wasser und verfolgte die Spur am Wasser. Die Ente war bereits außerhalb der Schussdistanz. Deshalb fuhr auch der Schütze am Boot hinter Hund und Ente her um diese dann ca. 100 m vom Ufer entfernt zu erlegen. Nachdem Dajana die Ente gebracht hatte, besprachen sich die Richter. Uns wurde ein halber Punkt abgezogen, da Dajana am Anfang kurz von der Spur abkam, aber dann sehr gut gearbeitet hat.
Nachdem der zweite Hund die Spur gemacht hatte, ging es weiter zum Gehorsam am Wasser. Dajana ließ sich sehr gut voran schicken und reagierte sofort auf jede geforderte Richtungsänderung. Ich war erleichtert. Der Gehorsam am Wasser wäre immer ein Fach, das ich mir ganz gerne für Prüfungen in Österreich gewünscht hätte. Zumindest ein Voran am Wasser ist nicht nur bei der Prüfung, sondern auch in der Praxis ein absolutes Muss. Ich schweife jetzt zu viel ab, aber wenn ich an die Entenjagden denke, oft fremdes Wasser, es ist dunkel und auch nicht mehr so warm wie in der Prüfungs- und Übungssituation. Wenn da der Gehorsam nicht sitzt, wird es eine Herausforderung werden, den Hund ans andere Ufer zu bekommen. Ich habe da schon viel gesehen.
Weiter ging es zu Gehorsam im Wald. Dieses Fach ist auch anders in Österreich, aber irgendwie fand ich daran Gefallen. Der Hund wird abgeleint. Mit der Flinte pirscht man mit dem Hund. Langsam und lautlos. Jedes Hörzeichen oder jedes Klopfen oder Räuspern würde zum Abzug führen. Nach 50 Schritten wird der Hund lautlos abgelegt. Man pirscht weiter und holt den Hund nach ca. 20 Schritten wieder zu sich. Er darf nur langsam und lautlos herankommen. Dann wird er wieder abgelegt und man pirscht außer Sicht, ein Leistungsrichter in der Deckung ca. 5 Minuten wartet. Zwischenzeitlich werden zwei Schüsse abgegeben. Und wenn es in Ungarn heißt, 5 Minuten, dann werden auch 5 Minuten gestoppt. Der Richter erzählte mir währenddessen wie schön er das Pirschen meiner Hündin fand und dass sie so langsam und konzentriert mitgegangen ist, wie schön und ruhig sie liegt. Aber bevor nicht die 5 Minuten auf der Stoppuhr angezeigt wurden, bewegten wir uns nicht aus der Deckung.
Weiter gings zur Fuchsschleppe. Hier sei es erwähnt, dass bei der Prüfung nicht das eigene Schleppwild verwendet wird, sondern immer das gleiche Stück Schleppwild für alle Hunde. Das Wild wird bei der Prüfung von Veranstalter zur Verfügung gestellt. D.h. bei der Fuchsschleppe haben alle Hunde der Prüfung denselben Fuchs. Mir persönlich gefällt der Ansatz sehr gut. Gerade wenn man daran denkt, dass das Niederwild nicht mehr wird und wahrscheinlich der Großteil von uns mit einem frischen Hasen oder einer frischen Ente zur Prüfung geht und viele das Schleppwild dann auch gleich nach der Prüfung entsorgen. Die Fuchsschleppe wird im Wald gezogen. Der Hund darf wie bei uns auch nach der österr. Prüfungsordnung angesetzt werden. Wenn der Hund das Stück aufnimmt, erfolgt ein Signal mit dem Horn. Wenn etwas schiefgelaufen ist, ertönt ein zweites Hornsignal. Ich setzte Dajana an. Sie verschwand auf der Schleppe. Natürlich wurde auch hier die Zeit mitgestoppt. Sollte der Hund zu lange brauchen, würde wieder ein Abzug erfolgten. Endlich das erlösende Hornsignal. Der Richter neben mir grinst. Ich, obwohl ich mir beim Fuchs immer sicher war, natürlich auch erleichtert. Plötzlich ein zweites Hornsignal. Der Richter greift zum Telefon um den Stückrichter zu kontaktieren. Ich konnte es kaum glauben, dass beim Fuchs etwas schiefgelaufen sein soll. Als ich mich zum Richter umdrehte und fragen wollte, was den passiert sei, sah ich Dajana mit dem Fuchs auf uns zukommen. Ich blieb bewegungslos stehen (jede Bewegung bzw. jedes Signal wäre ein Abzug) und als der Hund saß, nahm ich ihr den Fuchs ab. Etwas verwundert wandte ich mich meinem Richter zu. Er erklärte: „Der Stückrichter dachte, er hat zu leise ins Horn geblasen und es deshalb nochmal wiederholt.“ Also alles perfekt.
Weiter ging es dann zur Feldstation. Hier wurden 2 Rebhühner ausgesetzt, die der Hund auf einer gewissen Fläche finden und vorstehen musste. Zuerst wurde eine 15 minutige Suche geprüft. Bei der Suche soll der Hund flott und systematisch mit ständig hoher Nase suchen. Der Führer soll so gut wie keine Hilfen geben müssen. Im letzten Drittel des Feldes sollten dann die Rebhühner sein, die der Hund vorstehen muss. Der Hundeführer soll dann rangehen und das Wild hochmachen. Wenn das Wild abstreicht, ist ein Schuss abzugeben und der Hund muss ohne Kommando, bzw darf auf keinen Fall nachprellen! Hier ließen wir leider ein paar Punkte. Beim Vorstehen stieg sie noch einen Schritte nach, als ich herankam. Natürlich etwas traurig, dass es nicht perfekt funktioniert hat, obwohl der Richter erwähnte, dass es eine sehr gute Leistung für einen so jungen Hund war, ging es weiter zur nächsten Station.
Die nächste Station war „Entenschleppe und Freiverloren“. Die Entenschleppe wurde wie de Fuchsschleppe beurteilt, aber eben auf dem Feld. Das Freiverloren ist anderes als in Österreich. Hier werden gleichzeitig Ente und Hase auf einer Distanz von 100 Schritten ausgelegt. Zwischen den zwei Stücken liegen dann 30 Schritte. Der Hund wird geschickt und man darf, wenn man möchte, wie bei einer Quersuche, die ersten 50 Schritte mitgehen. Sobald der Hund das erste Stück gebracht hat, wird er sofort weiter zum zweiten Stück geschickt. Auch hier gilt bei allen Bringfächern: Der Hundeführer darf nur ein Signal beim Losschicken geben. Sobald der Hund aufgenommen hat, darf sich der Hundeführer nicht mehr bewegen und auch nichts mehr sagen. Erst wenn der Hund ordentlich und selbstständig vorsitzt, darf man das Stück abnehmen. Wenn der Hund einmal das Wild vorm Hundeführer fallen lässt, kann man keinen ersten Preis mehr bekommen.
Nach dieser Station kehrten wir zurück ins Suchenlokal, wo wir noch unsere Einlageblätter abgaben. Es fand eine Richterbesprechung statt und am Abend wurden wir zum Galaessen eingeladen.
Am nächsten Morgen um 8 Uhr ging es wieder feierlich los. Die Stationen wurden wieder eingeteilt und wir starteten mit dem Standtreiben. Es regnete in Strömen. Hier ist nur der Unterschied, dass die Hunde nicht neben, sondern ca. drei Meter entfernt vom Hundeführer abgelegt werden. Und natürlich würde jede Einwirkung bzw jedes weitere Kommando die Urteilsziffer drücken.
Direkt danach wurden die Einlageblätter verteilt und für mich ging es gleich zum Schweiß. Beim Schweiß werden zwei Wundbette angelegt, die auch den Richtern gezeigt werden müssen. Ich hatte Bringselverweisen gemeldet. D.h. der Hund wird am zweiten Wundbett frei abgelegt und es wird dann von einem der Richter die Fährte fertiggespritzt. Das Verweisen wird wie bei uns geprüft. Wenn man das Verweisen nicht schafft, wird zusätzlich ein Punkt bei der Riemenarbeit abgezogen.
Als vorletztes Fach war noch Stöbern im Schilf. Nach ungarischer Prüfungsgenauigkeit lief auch hier die Stoppuhr für 10 Minuten. Beim Stöbern darf man am Schilfrand mitgehen. Der Hund soll einen Schilfgürtel bis zum Wasser systematisch absuchen und, sollte er rauskommen, sofort wieder an der gleichen Stelle ins Schilf reingeschickt werden. Würde sagen, das haben wir exzellent gemeistert.
Danach ging es zurück zum Suchenlokal. Dort wurde noch bei strömendem Regen Fuchshindernis geprüft. Unter den Richtern war LR Johannes Schödl. Es war ein an allen Seiten geschlossenes, mit Reisig verkleidetes Hindernis. Man wurde aufgerufen, ging zu den Richtern, stellte sich vor und gab sein Einlageblatt ab. Dann durfte man einen von drei Füchsen wählen. Wie bei uns wird der Hund an einen definierten Platz abgesetzt und der Fuchs vom Hundeführer ins Hindernis geworfen. Jedes nicht gerade Einspringen, jedes Markieren, jeder weitere Befehl, jedes zögerliche Aufnehmen, nicht korrekte Bringen usw. führten zum Abzug. Laut Johannes Schödl wurde nur einmal die Urteilsziffer 4 vergeben.
Unmittelbar nach dem letzten Fach brachte man die Einlageblätter ins Suchenbüro. Die Noten wurden dort eingegeben und man musste auf den Ausdruck des Zeugnisses warten. Den Ausdruck selbst kontrollieren und dann unterschreiben. Nach der Unterschrift gibt es keine Möglichkeit mehr etwas zu ändern. Eigentlich eine sehr sinnvolle und einfache Vorgangsweise. So verhindert man Diskussionen während der Siegerehrung.
Pünktlich um 14 Uhr wurde feierlich die Siegerehrung angeblasen. Nach den Reden der Veranstalter und Ehrengästen ging es zur Preisverleihung über.
Ich freue mich sehr über unser Ergebnis. Den 1f Preis. CACT und den Sonderpreis für den jüngsten Hund der Prüfung im ersten Preis. Besonders bedanken möchte ich mich bei LR Johannes Schödl der mich vor Ort unterstützt hat und den ÖJGV für Ihr Vertrauen, dass ich zu dieser Veranstaltung fahren durfte. Es war eine neue, interessante Erfahrung und ich würde jedem empfehlen sich einmal eine Prüfung im Ausland anzusehen bzw. zu führen.